Über das Projekt
… Ah, Szloma, dein Gesichtsausdruck, sagt mir, dass dir das alles große Angst macht… daß es dir sehr fremd ist… aber das ist doch unsere Chance, daß wir wieder leben, und zwar so, wie du und ich es uns vorstellen, denn sonst wären wir bloß Stauten aus Stein, sonst wären wir von der Geburt bis zum Tod gefangen und ohne Hoffnung, aus dem Stein befreit zu werden, in den uns ein sehr, sehr kluger, aber vielleicht nicht genialer, ein genialer, aber sicher nicht besonders gnadenvoller Bildhauer gehauen hat. Und der Messias, Szloma, ist derjenige, der uns zur Freiheit aufruft, der uns aus dem Stein befreit, uns leicht wie Konfetti über den Platz streut, und hier werden wir unser Leben jeden Augenblick neu erschaffen und Epen schreiben, wenn sich zwei flüchtig begegnen, denn mittlerweile muß es dir genau so klar sein wie mir, daß alle anderen Wege zum Scheitern verurteilt sind, zu Niederlage und Gefängnis, zur Alten Zivilisation, die an Elephantiasis erkrankt ist…“
Ich schwieg. Ich war wütend über seine übertriebene Selbstsicherheit und Überheblichkeit, die ihn glauben ließ, daß jeder so dachte wie er. Natürlich stritt ich nicht alle seine Ideen ab, … Grossman, David; Stichwort: Liebe; dtv, München, 1994; S. 278-279
Der Abschnitt aus dem Buch „Stichwort: Liebe“ von David Grossman äußert hoffentlich reichlich farbig die Gefühle, die mit dem Verlieren des Gedächtnisses und mit der Aversion zu ihm zusammenhängen. Ohne Gedächtnis folgerichtig zu leben heißt mit der Existenz aufzuhören. Gedächtnis bewahren heißt gleichzeitig auch Böses bewahren. Auch über Aussig an der Elbe überliefen Wellen, die sich bemühten das ob schon National-, Vermögens- oder Personalgedächtnis mit dem Wahnbild der besseren Zukunft zu löschen. Diese Revolutionen durchsetzten sich in Nordwestböhmen möglicherweise mehr als wo anders, und noch heute abklingen. Darum bemühen wir uns, als Kinder des Ortes, uns zu erinnern. Aber wir wissen nicht, ob das richtig ist. Wir bringen die Knechtschaft des Gedächtnisses zurück. Möglicherweise kommt nach uns jemand, der ein innerliches Bedürfnis haben wird, sie wieder zu löschen.
Aber zum Projekt Ústí - Aussig.net. Vor dem I. Weltkrieg wurde die Stadt Ústí nad Labem/Aussig an der Elbe „kleines Hamburg“ genannt. Der Aussiger Hafen gehörte zu den größten im damaligen Österreich-Ungarn, was zu der massiven Entwicklung der Industrieproduktion beitrug. Einerseits beeinflusste sie zwar negativ den Lebensraum in der nordbömischen Metropole, andererseits brachte sie aber in die Stadt eine riesengroße Menge Geld. Das alles brachte einen Bauboom. Wohlhabende Familien ließen sich geräumige Paläste bauen und mehrere von Fabrikanten wurden sich gleich dessen bewusst, dass sie für ihre Arbeiter genug Qualitätswohnungen sichern müssen.
Wie einzigartige Mischung von Baustilen dadurch in Ústí nad Labem/Aussig an der Elbe entstanden ist, kann man teilweise noch heute einschätzen. Und zwar auch trotzdem, dass das Aussehen der Kreismetropole in den Jahren 1948-1989 erheblich beeinträchtigt wurde. Nichtsdestoweniger entstanden in diesem Zeitraum in Ústí nad Labem/Aussig an der Elbe einige interessante Bauten.
Nach dem Jahre 1989 bisher hatte die Stadt nicht zu viel Glück an reiche und vor allem bewusste Investoren, sodass der Rückkehr zu der Qualitätsarchitektur sehr allmählich ist. Eine der wenigen Ausnahmen bildet der von der Stadt finanzierte Bau der Marienbrücke (Mariánský most), die zu den besten Weltbauten an der Neige des letzten Jahrtausends gehört.
Das Ziel dieser Seiten ist eine Kartierung der Mehrheit von wichtigen Bauten, die in Ústí nad Labem/Aussig an der Elbe und seiner Umgebung gewachsen sind, namentlich der Bauten, bei denen man ihren Autor ausforschen kann. Das heißt – Schwerpunkt dieser Seiten sind namentlich die Bauten, die nach dem Jahre 1850 bis in die Gegenwart gebaut worden sind. Dieser Zeitraum deckt sich zudem mit der Umgestaltung der kleinen Stadt mit zweitausend Einwohnern zur Kreismetropole. Einige von diesen Bauten sind schon in der Literatur erschienen, aber ein zusammenfassender Führer durch Aussiger Architektur fehlt.
Auf die Webseiten werden vorzugsweise Bauten von bekannteren Architekten aufgeführt, "die Bekanntheit" ist nach Erscheinungen ihrer Namen in Internetdateien, beziehungsweise in der Fachliteratur (mindestens drei Vorkommnisse). Jetzt versuchen wir alle Bauten und Studien aus dem Aussiger Bezirk zu ergänzen, die in Fachzeitschriften, Monografien und Büchern veröffentlicht worden sind. Hätten Sie den Eindruck, dass einige Bauten oder Architekten auf dem Web fehlen, trotz sie die angeführten Kriterien erfüllen, schreiben Sie uns bitte, wir bewillkommnen alle ergänzenden Informationen oder Entdeckungen, gescannten Dokumente, oder Hinweise auf Quellen! Weiter finden Sie auf diesen Seiten manche weniger bekannte Bauten und Autoren, sie sind entweder darum eingereiht, dass sie mit aktuellem Stadtgeschehen zusammenhängen, oder es handelt sich um ältere Sachen, zu denen Qualitätsfotografien angefertigt worden sind.
Der Garant dieses Projektes und Server-Betreiber ist die Bürgervereinigung 400/27, die sich bisher auf fotografische Projekte spezialisiert hat. Das Gründungsmitglied der Vereinigung Jan Vaca ist für fotografischen, grafischen Teil und die Organisation des Projektes zuständig. Der Hauptautor der publizierten Artikel und Daten in der Datei ist der Architekt Matěj Páral, der seit einigen Jahren eigene Internet-Seiten www.aussig.mysteria.cz betreibt. Dieser Server knüpft übrigens daran an und bemüht sich sie zu erweitern. Nicht weniger wichtiges Team-Mitglied, der die Seiten gestaltet, ist der Publizist und Historiker Martin Krsek. Er ist vor allem für Serien und Gespräche zuständig.
Die Entstehung der Web-Seiten www.usti-aussig.net hat die Stadt Ústí nad Labem/Aussig an der Elbe und Nadace české architektury / Stiftung der tschechischen Architektur unterstützt. Die mitwirkende Institution ist Univerzita Jana Evangelisty Purkyně v Ústí nad Labem / Jan-Evangelista-Purkyně-Universität in Aussig an der Elbe. Einen Webteil bilden also die Hinweise auf Facharbeiten, die auf dem Boden der Aussiger Universität entstanden sind.
Kurze Medaillons der Teams-Mitglieder
Dipl.-Ing. Arch. Matěj Páral (2. 8. 1976, Ústí nad Labem) – Selbst ernannter Theologe, Musiker und Architekt. Er hat die Prager Architekturfakultät ČVUT abgeschlossen. Er konzentriert sich vor allem auf Fragen der Endlichkeit, bzw. Unendlichkeit der Existenz und ihres Sinns. Die Problematik hat er in die Aufnahme der Musikgruppe Projevy radosti / Äußerungen der Freude im Jahre 2004 projiziert. In demselben Jahr hat er die Webseiten über die Aussiger Architektur gegründet, die sich der Entdeckung des unterbewussten Gedächtnisses der Stadt widmen. Als Architekt hat er an mehreren Rekonstruktionen und Bauten von Häusern überwiegend in der nahen Umgebung teilgenommen. Seit dem Jahre 2006 arbeitet er im Rahmen der Vereinigung 3+1 architekti / 3+1 Architekten. Mehr auf paral.wz.cz.
MgA. Jan Vaca (16. 2. 1975, Slaný) – Fotograf, Journalist. Er lebt wechselnd in Praha/Prag und Ústí nad Labem/Aussig an der Elbe. Er hat das Studium an dem Institut für Kunstfotografie der Fakultät für Philosophie und Naturwissenschaft an der Schlesischen Universität in Opava/Troppau beendet. In seinem freien Schaffen widmet er sich vor allem der Dokumentar- und Konzeptfotografie, oft arbeitet er mit den Motiven des deutsch-tschechischen Nebeneinanderlebens. Er hat hinter sich sechs Alleinausstellungen und mehr als Dutzend der gemeinsamen. Mehr auf www.vaca.cz.
Bc. Martin Krsek (25. 6. 1974, Ústí nad Labem) – Journalist, Publizist und Historiker. Seit dem Jahre 1995 schreibt er für verschiedene Periodiken, neben den regionalen auch für Reflex, Red Hot u. a. An der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität studiert er das Fach Kulturhistorische Regionalistik, Fachrichtung Baugeschichte. Beruflich spezialisiert er sich auf die Popularisierung der Regionalgeschichte. Als Historiker nimmt er an Projekten des Aussiger Stadtmuseums teil. Unter anderem ist er Mitautor der Ausstellung „Ústecká NEJ… / Aussiger Superlative“. Im Fachbereich Baugeschichte ist er Mitautor des Buches „Slavné vily Ústeckého kraje“/Berühmte Villen der Aussiger Region. Er beteiligt sich auch an dem Projekt der Prager Technischen Universität ČVUT, das industrielle Gedenkstätten der Aussiger Region dokumentiert.
Občanské sdružení 400/27 - Bürgervereinigung 400/27 hat eine Gruppe der damaligen Studenten des Instituts für Kunstfotografie an der Schlesischen Universität in Opava/Troppau in dem Jahre 2001 gegründet. Ziel der Vereinigung ist vor allem Organisation der langfristigen dokumentarisch-fotografischen Projekte, die aber auch in die anderen Fächer, zum Beispiel in Soziologie oder Architektur, reichen. Die Vereinigung hat zurzeit hinter sich schon einige Projekte: In den Jahren 2001 und 2002 hat sie eine einjährige Kartierung des Lebens in Ústí nad Labem/Aussig an der Elbe organisiert. In den Jahren 2005 und 2006 haben dann die Mitglieder der Vereinigung an dem Projekt Obrázky z mé rodné vesnice Lipová – Spansdorf 1915 – 2005/Bilder aus meinem Geburtsdorf Lipová - Spansdorf 1915 – 2005 (www.lipova-spansdorf.net ) gearbeitet, das auf dem Werk des ehemaligen Aussiger Archivars F. J. Umlauft basiert.
Wir arbeiten zusammen mit
FOTO STUDIO H hat schon im Jahre 1992 Ludmila Hájková gegründet, die davor als Fotografin des Kreisprojektierungsbetriebes in Ústí nad Labem gearbeitet hatte. Sein Vater Oldřich Holan war wiederum langjähriger Fotograf der Tschechischen Presseagentur ČTK. Das Studio, das zu den führenden Fotoateliers in Nordböhmen gehört, ist ein Musterbeispiel einer Familienfirma, zu seinen Tätigkeiten haben sich beide Söhne von Ludmila Hájková, Ondřej und Vojtěch, schrittweise angeschlossen. Seit seiner Gründung hat das Studio mehrere Publikationen herausgegeben, die sich der Landschaft des böhmischen Mittelgebirges (2005), den Städten und architektonischen Sehenswürdigkeiten im Nordwesten von Böhmen widmen – zum Beispiel Teplice a okolí / Die Stadt Teplitz und ihre Umgebung (zuerst 1997 herausgegeben, hat schon drei Erscheinungen, die letzte 2008), Ústí nad Labem (1999) oder Ústecký kraj panoramatický / Aussiger Region panoramatisch (2005).
Kontakt FOTO STUDIO H: Ondřej Hájek, Mobil: 00420 603 469 158, Vojtěch Hájek, Mobil: 00420 603 449 349, Ludmila Hájková, Mobil: 00420 739 443 529 • Atelier: 00420 475 531 095, info@fotostudioh.cz